Chronik

Chronik des Bezirksverbandes Hamm-Kreis Unna der Kleingärtner e.V.

Am 9. September 1931 konnte man im Westfälischen Anzeiger lesen: Ist es nicht merkwürdig, dass Hamm bis jetzt noch keine Kleingartenanlage gehabt hat? In den Außenvierteln befanden sich zwar schon hier und da Gärten, aber von einer zusammenhängenden Anlage war bis dahin noch nichts zu bemerken. Tatsächlich schien es so, als ob in Hamm ein Bedürfnis für eine geschlossenen Kleingartenanlage, wie man sie damals schon in Dortmund, Essen, Bochum, also in den großen Städten des Ruhrgebietes längst kannte, nicht vorhanden gewesen war. Dort in den Groß­städ­ten waren die Kleingärten zumeist schon Daueranlagen, die im Bebauungsplan ausdrücklich festgelegt waren, also niemals bebaut werden konnten.

Das sollte sich aber schon bald ändern:

Unter recht schwierigen Verhältnissen wurde in der unruhigen Zeit des Jahres 1931 die Kleingartenbewegung in Hamm aus der Taufe gehoben. Am 15. August des genannten Jahres trafen sich in der Wirtschaft Koch, Am Markt, 41 Bürger der Stadt um auch in Hamm Kleingärten entstehen zu lassen. Eingeladen hatte dazu der Revier-Gärtner Hannemann. Kurz entschlossen wurde nach einem Vortrag des Vorsitzenden des Provinzialverbandes Westfalen der Kleingartenverein Hamm (Westfalen.) gegründet. Einstimmig wurde an diesem Tag der Lokomotivführer Franz Hohaus zum Vorsitzenden gewählt. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurde gewählt: Wilhelm Bendorff (Schriftführer), Dietrich Kruse, Richard Schneider, Frau Schlieper und Bernhard Hannemann.

Der Verein wurde damals ohne Geld und Land ins Leben gerufen. Hinzu kam, dass die damalige Stadtverwaltung der Kleingartenbewegung als ein völlig unbeschriebenes Blatt misstrauisch gegenüber stand. Dieses Misstrauen hatte auch in etwa seine Berechtigung:
In den vorausgegangenen Jahren hatte die Stadt viel Land gepachtet und es bedürftigen Volksgenossen zur Beackerung zur Verfügung gestellt. Als dann die Jahre der Scheinblüte kamen, wurden die Gärten von ihren Inhabern wieder aufgegeben.

In dem neuen Kleingartenverein aber fanden sich Volksgenossen zusammen, die den wahren Idealismus für die „Selbstbeackerte Scholle“ mitbrachten. Und als die Stadt­ver­wal­tung sich von dem zähen Willen dieser Kleingärtner überzeugt hatte, stellte sie am Südenpark ein drei Morgen großes städtisches Gelände für 25 Kleingärtner zur Verfügung. In entgegenkommender Weise hat außerdem der Gartenbaubetrieb Gebr. Tewes dem Verein noch zwei Morgen, ebenfalls im langfristigen Pachtvertrag zur Verfügung gestellt. Der Kleingärtnerverein übernahm auf zehn Jahre das Grundstück von der Stadt und dem Gärtnereibesitzer zu treuen Händen gegen eine Pacht von einem Pfennig je Quadratmeter.

1932 - Einweihung der ersten Kleingartenanlage
Rechts und links eingebettet in wogenden Kornfeldern, im Hintergrund der grüne Wald des Stadtparks lag nun das erste zusammenhängende Paradies der Hammer Kleingärtner. Unter der Leitung des Kleingartenvereins Hamm (Westfalen) erhielt am 3. Juni 1932 die erste Kleingartenanlage dann seinen Namen: Kleingartenanlage „Waldfrieden“. Bei einem Gartenfest am 30./31. Juli 1932 überbrachte der damalige Magistratsbaurat Haarmann dann die Glück- und Segenswünsche des Magistrats und der Stadtverwaltung, besonders des Oberbürgermeisters, der zu seinem Bedauern am persönlichen Erscheinen verhindert war und übergab die Kleingartenanlage „Waldfrieden“ dem Kleingartenverein Hamm zu treuen Händen.

Die seit Bestehen dieses Vereins Hamm (Westfalen) tätigen Vorstandsmitglieder haben in kurzer Zeit Großes für die Kleingartenbewegung in Hamm geleistet, denn als der Erfolg der Kleingärten deutlich sichtbar wurde, fanden sich immer mehr Siedlungswillige ein. Die Kleingärtner verfügten zu der damaligen Zeit durchweg nur über kleine Mietwohnungen. Mit einem Kleingarten konnten sie nun während der Sommermonate den ganzen Tag, zumeist auch das Wochenende ganz in ihren „Sommerwohnungen“ verbringen.

1932 - Im Frühjahr wurde es auch in den anderen Stadtteilen lebendig
Nach der Errichtung der ersten Kleingartenanlage in Hamm wurde es im Frühjahr 1932 auch in den anderen Stadtteilen der Stadt lebendig. So konnten durch die Mitwirkung des Vorstandes des Kleingartenvereins Hamm (Westfalen) die Klein­gar­ten­ver­ei­ne „Hamm-Westen“ und „Ahsemünde“ gegründet werden. Auch hier stellte die Stadtverwaltung Hamm bereitwillig Gelände zur Verfügung. Auch in diesen Vereinen löste der Schrebergeist emsiges Schaffen aus, so dass seinerzeit festzustellen war, dass Hamm mit seinen Schrebergartenanlagen ein würdiges Glied im damaligen Reichsverband darstellte. Auf inzwischen 200 Mitglieder hatten es die drei Vereine zusammen schon gebracht. Zu würdigen ist hier die große Schaffensfreudigkeit der arbeitslosen Mitglieder durch dessen Hilfe die ersten mustergültigen Anlagen in Hamm entstanden sind.

Die gute Zusammenarbeit der drei Vereine ist an dieser Stelle einmal hervorzuheben. So war der Zeitungsbezug (Rheinisch-Westfälischer Kleingärtner) für alle drei Vereine seit der Gründung selbstverständlich.

Die lose und gute Verbindung der drei Vereine wurde Anfang des Jahres 1933 dann auch durch die Gründung des Stadtverbandes enger geknüpft, dessen Vorsitzender ebenfalls Franz Hohaus wurde. Man wollte weiterhin neue Kleingartenanlagen schaffen um vor allem den vielen zur Arbeitslosigkeit verurteilten Menschen die Gelegenheit zu geben, im eigenen Garten zu arbeiten und so für den Unterhalt der Familien sorgen zu können. Nun diese Hoffnung ist sicher in Erfüllung gegangen, denn noch vor dem Krieg wurde die Anlage „Ahsetal“ (1935) gegründet.

Der Krieg 1939 beendete dann zunächst den weiteren Ausbau der Klein­gar­ten­an­lagen.

Die Geschäftsstelle des Stadtverbandes wurde im Jahre 1944 bei einem Bom­ben­an­griff völlig vernichtet und leider gingen dabei auch alle Unterlagen verloren.